Wie alles Anfing (1874 – 1925)

Nach dem siegreichen Feldzuge der deutschen Bundesstaaten gegen Frankreich im Jahre 1870/71 konnte am 10. Mai 1871 im Schlosse zu Versailles Friede geschlossen werden. Das Deutsche Reich wurde gegründet und der König von Preußen zum Deutschen Kaiser proklamiert. In dieser Zeit fanden innerhalb unseres Landes viele Veränderungen statt. Auch in Zeiten des Friedens gab es viele Gefahren, die die Bevölkerung bedrohten. Gegen Naturereignisse, Wasserfluten, Überschwemmung und Feuersbrünste konnte man sich damals eher wenig oder vielmehr sehr schlecht verteidigen. Um hier einen besseren Schutz zu ermöglichen, bildeten sich auch auf dem Lande nach und nach sogenannte Wehren. Ein Zusammenschluss von Männern und Jünglingen welche sich zur Aufgabe und zur Pflicht machten bei irgendwelchen Naturereignissen oder Feuersbrünsten helfend und schützend einzugreifen.

Eine solche Wehr, welche sich dann den Namen Feuerwehr aneignete, kam schließlich auch in der Pfarrgemeinde Reichersbeuern zustande. Der damalige Bezirksamtmann Krumbach von Tölz bemühte sich, in den ihm unterstellten Gemeinden Feuerwehren zu schaffen. Herr Pfarrer Karl Zeiler hatte war von seinem Freund Krumbach von der Idee einer Feuerwehr überzeugt worden und ging mit Eifer daran, auch in seiner Pfarrgemeinde Reichersbeuern eine Wehr zu gründen. Am 14.Juli 1874 hatten sich schließlich 83 Männer der Pfarrei, bestehend aus den Gemeinden Reichersbeuern und Greiling zusammen geschlossen.

Noch im Jahre 1874 bekam die neugegründete Feuerwehr eine Saug- und Druckspritze von der Firma Kirchmayr, kgl. Bayr. Hoflieferant in München. Die erforderlichen Mittel wurden durch die Gemeinde und durch freiwillige Beiträge aufgebracht. Unter anderem spendete der Bretterhändler Weiß 50 Gulden. Neben der Spritze konnten auch die notwendigen Schläuche beschafft werden. Helme gab es noch nicht. Die Männer ließen sich auf eigene Kosten Mützen aus Wichsleinwand anfertigen. Schließlich gründete man eine Feuerwehrkasse, aus der dann nötige Anschaffungen finanziert werden sollten. Als Beitrag wurde je Mitglied ein Beitrag von 12 Kreuzer (später 50 Pfennig) pro Quartal erhoben. Auch die Gemeinde leistete ihren Beitrag zur Feuerwehrkasse. Wenn der Bürgermeister bei irgendwelchen Steitigkeiten oder Beleidgungen schlichtete und den schuldigen bestrafte, was damals zu seinen Aufgaben gehörte, wanderten die Strafgelder in die Feuerwehrkasse. Es handelte sich um Beträge zwischen 3 und 20 Mark.

Aus diesen Mittel konnten dann im Jahre 1877 die ersten Helme, jedoch nur für die Steiger beschafft werden. Diese wurden dann bei der Primizfeier des Herr Johann Baptist Ostermünchner erstmals stolz vorgeführt. In der nächsten Zeit wurden dann weitere Helme, Äxte und Seile beschafft. Im Jahre 1892 konnte schließlich eine neue Feuerspritze der Firma Magirus für 1.600 Mark beschafft werden. Im Jahre 1900 konnte die Feuerwehr Reichersbeuern ihr 25 jähriges Jubiläum feiern. Die Festrede hielt Adjutant Michael Sixt jun. der leider im Jahre 1902 viel zu früh an den Folgen eines Unglücksfalls verstarb. Bereits in den ersten 25 Jahren ihres Bestehens hatte die Feuerwehr Reichersbeuern verschiedenen Hilfeleistungen und Brandeinsätze zu bewältigen. Zu ihrem ersten Einsatz wurde die Feuerwehr Reichersbeuern am 08.Dezember 1875 gerufen. Es handelte sich um ein Feuer im ehemaligen Oberkoppenanwesen. In den darauf folgenden Jahren rückte die Wehr zu mehreren Brandeinsätzen in die Nachbargemeinden aus. So brannte es unter anderem am 05.August 1884 beim Kolberbräu und Geiger in Bad Tölz. Am 26.März 1888 rückte die Wehr zu einem Feuer beim Anwesen Utz in Reichersbeuern aus. Und am Neujahrstag des Jahres 1889 brannte der große Feldstadl des Altwirts von Reichersbeuern.

Im Jahre 1901 wurde in Reichersbeuern eine Wasserleitung gebaut. Diese erleichterte der Feuerwehr ihre Arbeit und erhöte zugleich ihre Schlagkraft. Auch in den darauf folgenden Jahren war unsere Wehr bei vielen Einsätzen gefordert. So brannte am 12.November 1906 der Bichlmann Stadl bereits zum zweiten mal vollkommen nieder. Am 27.November 1910 brannte das Brauhaus der Schaftlerbrauerei in Bad Tölz. Im September 1913 wurde die Feuerwehr Reichersbeuern zu einem Großfeuer alamiert. Es brannte ein Stadl mit Stall der Sigrizischen Gutsverwaltung in Reichersbeuern. Hier konnte sich die Wehr besonders auszeichnen, da die angrenzende Wagenremise gehalten werden konnte. Im Oktober des selben Jahres brannte die Greilinger Genossenschaftssäge. Am 02.August 1914 brach der erste Weltkrieg aus. Trotz der starken personellen Reduzierung konnte die Wehr ihre Einsatzbereitschaft aufrecht erhalten. Am 20.August 1915 brannte das Anwesen Bichlmann in Reichersbeuern und nur durch das entschlossene und schnelle Eingreifen der Feuerwehr konnten das Wohnhaus zum Teil und die Nachbargebäude insgesamt vor dem Raub der Flammen bewahrt werden. Die Feuerwehr wurde während der Zeit des Krieges noch zu mehreren Einsätzen alamiert. Leider ließen viel Feuerwehrkameraden in den Kämpfen des ersten Weltkrieges ihr Leben.

Nach dem Krieg musste unter anderem ein Großfeuer beim Moralt in Bad Tölz bewältigt werden. Im Jahre 1925 feierte die Feuerwehr schließlich ihr 50jähriges Jubiläum. An den Feiern konnten noch sieben Gründungsmitglieder der Feuerwehr teilnehmen.

 

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